Kranzniederlegung am Grab von Johannes Rau in Berlin
Kranzniederlegung am Grab von Johannes Rau in Berlin

Sebastian Hartmann zu Ehren des großen Versöhners Johannes Rau

Am 27. Januar 2006 - vor 14 Jahren - ist Johannes Rau im Alter von 75 Jahren gestorben. Am heutigen Montag ist ihm zu Ehren eine Kranzniederlegung auf dem Berliner Friedhof an seinem Grab. Sebastian Hartmann, Vorsitzender der NRWSPD, nimmt daran teil.

Heute vor 14 Jahren ist Johannes Rau im Alter von 75 Jahren gestorben. Am heutigen Montag nimmt Sebastian Hartmann, Vorsitzender der NRWSPD, zu Ehren des großen Sozialdemokraten und herausragenden Staatsmannes an der Kranzniederlegung in Berlin teil. Sebastian Hartmann erklärt dazu:

„Johannes Rau fand stets die richtigen Worte in schwierigen Zeiten. Erinnern wir uns: Leider kam es in den Jahren nach 1990 zu fremdenfeindlichen Hetzjagden, Attacken und Anschlägen auf Menschen anderer Herkunft, anderen Glaubens, anderer Auffassungen. Raus Eintreten für Integration und ein friedliches Miteinander war vorbildlich und setzte Maßstäbe: nach dem Brandanschlag in Solingen ebenso wie mit seiner Ansprache im israelischen Parlament, dem Knesset. Seine politische Maxime war ‚versöhnen statt spalten‘.

Auch wir haben heutzutage wieder ein Problem mit unserer politischen Streitkultur, die seit Jahren etwas höchst Gefährliches entstehen lässt – zusammengebraut aus verrohter Sprache, aus vorsätzlich geschürtem Hass und Hetze. Und wir wissen: Der Weg von verrohter Sprache zu Gewalt ist kurz. Übergriffe auf Menschen, die sich für das Gemeinwesen einsetzen, wie auch gegen Menschen, die anders aussehen, denken, glauben, dies alles befeuert von üblen Parolen, tausendfach verbreitet über das Netz. Umso wichtiger werden jetzt wieder Raus Worte ‚versöhnen statt spalten‘ und seine Hinweise in seinen politischen Reden.

Denn wer Hass schürt und gegen Andersdenkende hetzt, will die Gesellschaft anders programmieren. Wer Menschen verachtet, verachtet die demokratischen Institutionen. Und wer nicht dagegen angeht, unterlässt den Schutz unserer Demokratie. Unsere Demokratie lebt jedoch davon, dass es Menschen gibt: die sich engagieren. Die sich kümmern: um Öffnungszeiten im Schwimmbad, die Reparatur der Straße, die Ansiedlung neuer Jobs. Das tuen Tausende hauptamtliche und Zehntausende ehrenamtliche Amts- und Mandatsträgerinnen und -träger. Sie alle sind das Gesicht unserer Demokratie. Und ihre Stimme. Wir sollten ihnen helfen, die anderen Stimmen, die üblen, zu übertönen. Auch dafür gedenken wir heute Johannes Rau.

Über Jahrzehnte zählte er zu den führenden deutschen Sozialdemokraten – mit hohem Ansehen im In- und Ausland. Fast ein halbes Jahrzehnt war Johannes Rau politisch aktiv; davon zwanzig Jahre als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen. 1999 wurde Johannes Rau der achte deutsche Bundespräsident. Er veränderte das Amt ganz nach seinen Vorstellungen und Erfahrungen: Johannes Rau wurde zum politischen Präsidenten. Er war ein Politiker mit solch unmittelbarer, starker Anziehungskraft auf Menschen – und zwar über alle politischen Lager hinweg – wie es wohl keinen zweiten gab. Zu Recht hatte man ihn als ‚Menschenfischer‘ und ‚Genie der Zuwendung‘ bezeichnet. Ich wünsche mir, dass wir es im Kleinen und Großen schaffen, im Sinne von Johannes Rau wieder zu versöhnen, statt zu spalten, um den sozialen Frieden bei uns zu sichern.“